Eine kurze Besiedlunggeschichte

Wegen ihrer Lage abseits der Seewege wurden die Seychellen erst sehr spät entdeckt. Ende des 16ten Jahrhundert siedelten erstmals aus Mauritius entsandte, französische Kolonialisten und bestellten die Plantagen mit Hilfe afrikanischer und madagassischer Sklaven. Nach der Übernahme der Inselgruppe durch England im 19ten Jahrhundert endete die Sklaverei und es entstand eine kreolische Mischbevölkerung.

Anfang der 70er Jahre des vergangenen Jahrhunderts entwickelten sich zwei politische Parteien, die für die Unabhängigkeit kämpften und sie 1976 auch durchsetzten. Nach einem Jahr einer Koalitionsregierung gelang einer der Parteien ein unblutiger Putsch und sie errichtete einen Einparteienstaat nach osteuropäischem Muster. Nach dem Zusammenbruch der sozialistischen Staaten in Osteuropa orientierte man sich wieder nach Westen und verabschiedete 1993 eine demokratische Verfassung. Staatspräsident Albert René erzielte in freien Wahlen eine Mehrheit von 53%. Seither findet ein kontinuierlicher Demokratisierungsprozess mit Veräußerung von Staatsbetrieben, Abschaffung von Staatsmonopolen, Veränderung des Erziehungssystems und offener politischer Diskussion statt. 2004 wurde der ehemalige Präsident René durch Präsident Michel abgelöst.

Geschichte der Skaverei

Der Sklavenhandel wurde keineswegs von europäischen Kolonialherren erfunden. Sie haben allerdings ausführlich von dieser seit Jahrtausenden praktizierten "Technik zu Erleichterung des Lebens" Gebrauch gemacht. Auch auf den Seychellen.

Sklaverei hat es in China ebenso gegeben wie im alten Rom, in Madagaskar unter nahmen Volksgruppen Beutezüge in benachbarte Stammesgebiete, arabische Händler kauften Sklaven in Westafrika und trieben mit ihnen weltweiten Handel. Der Begriff des Eigentums war bezüglich dieser Menschen genauso definiert wie in Bezug auf Waren und Tiere. Der Eigentümer durfte unumschränkt über seine Sklaven verfügen, er konnte sie ge- oder missbrauchen, sie verkaufen oder töten.

Als eines der ersten europäischen Unternehmen befasste sich die Ostindische Gesellschaft des holländischen Königshauses kommerziell mit dem Sklavenhandel im westlichen Indischen Ozean. Speziell für die "Stapelung" von Skalven gebaute Schiffe bereisten die "Lieferländer" entlang der ostafrikanischen Küste und vor allem Madagaskar. Die meist sehr jungen Sklaven wurden gefesselt und in Lagerräumen gemäß detailliert ausgearbeiteten Plänen gestapelt. Bevor man sie vom Schiff auf einen Sklavenmarkt brachte, ritzte man ihre Fußsohlen mit Rasierklingen ein, damit sie nicht fortlaufen konnten. Um Arbeitskräfte für die damals auf den Seychellen entstehenden Baumwoll-, Kokos-, Zimt- und Vanilleplantagen zu rekrutieren, wurden auch im Hafen von Victoria Sklavenmärkte abgehalten.

Nachdem die Engländer mit ihrer Flotte weitgehend die Macht im Indischen Ozean übernommen hatten, verboten sie 1812 den Sklavenhandel in ihren Kolonien. Die Sklaverei selbst aber verboten sie erst zwei Jahrzehnte später (1833). Zwischen diesen beiden Daten lag eine Periode des illegalen Erwerbs von Sklaven und der legalen Vermehrung des Eigentums an Sklaven. Es war nämlich nicht verboten, Sklaven zu ›züchten‹, indem man seine Sklaven ermunterte viele Kinder zur Welt zu bringen. Kinder von Sklaven waren automatisch ebenfalls Sklaven und konnten in dieser Periode legal als Sklaven genutzt werden.

Diese Zwischenperiode schuf auf den Seychellen eine neue Bevölkerungsschicht, die zwischen den weißen Herren und den schwarzen Sklaven einzuordnen war: die Gruppe der sogenannten "freien Schwarzen". Sklavenhalter konnten nämlich in diesen Jahren bei der Kolonialbehörde die Freilassung eines oder mehrerer Sklaven beantragen. Dies wurde meist gestattet, sofern die Herren zusicherten diesen freigelassenen Sklaven kein eigenes Land zu geben. Der "freie Schwarze" sollte darauf beschränkt bleiben gegegen geringen Lohn für die Kolonialfamilien zu arbeiten oder Land zu pachten und mit seiner Hände Arbeit den Pachtzins herein zu holen. Sollte der Verpächter zu hohen Zins von ihnen verlangen, hatten die "freien Schwarzen" dummer Weise keine Möglichkeit staatliche Gerichte anzurufen, um sich gegen die Willkür ihrer früheren Eigentümer zu wehren. Gerichte standen ausschließlich den Kolonialfamilien zur Streitschlichtung zur Verfügung! Auch aus diesem Grund gelang es nur wenigen "freien Schwarzen" dauerhaft Land zu erwerben und ein wirklich freies Leben zu führen.

Es kam natürlich nicht selten vor, dass weiße Eigentümer ihre Sklavinnen sexuell "gebrauchten", obwohl es Männern aus Kolonialfamilien verboten war mit schwarzen Frauen Kinder zu haben. Die wachsende Zahl aus solchen Beziehungen hervorgegangenen "farbigen" Kinder konnten von den Vätern nicht als eigene Kinder anerkannt werdfen, da der sexualle Kontakt mit schwarzen Frauen ja verboten war. Um ihren illegitimen, nicht "weißen", aber auch nicht "schwarzen" Kindern dennoch etwas Gutes zu tun, ermöglichten es manche Landbesitzer - trotz Verbots einer Eigentumsübertragung - ihren "farbigen" Kindern auf einem Stück Land ihren Lebensunter halt selbst zu verdienen.

Aus der kolonialen Zweiteilung der Gesellschaft in Herren und Sklaven war eine Vierteilung geworden: Herren mit Sklaven, freie Farbige, freie Schwarze und traditionelle Sklaven, die nach wie vor Leibeigene der Kolonialfamilien waren.